Höllengeier über dem Return of the King-Zeichentrickfilm

Teil 4

So, wir kommen nun zum letzten Teil. Wo waren wir? Ach ja, beim Tod von Théoden, dem stimmungsvollen. Alle Höllengeier waren im Kino beeindruckt, als es den rohirrischen König in einer sehr stimmungsvollen, an Beowulf erinnernden Szene in das Reich seiner Ahnen zog (selbst Junior hörte eine halbe Minute auf zu plappern) - und dann das. Äh, was? Also:

Szene 22, Theoden Falls (der Akzent über dem "e", laut Linguistikgeier ein Längenzeichen, ist schon sanft entschlummert). Dafür beginnt die Szene mit dem gerade entschwindenden Hobbit aus der letzten Szene. Tja. Dann aber sehen wir die hinlänglich bekannt Landkarte, die die Handlung nach Minas Tirith zurückführt, wo die Schlacht zu Gunsten der Verteidiger umgeschlagen ist. Man sieht eine eher schwache Version des Zusammentreffens von Merry und Pippin auf dem Schlachtfeld (Merry kämpft gegen einen Ork, den Pippin erschießt, damit sie sich dann gegenseitig ein paar "Hail"s an den Kopf werfen können). Dann aber zieht ganz plötzlich Dunkelheit auf, und alle sind sehr bedrückt (weil es ja eben noch hell war). Der Symbolismus des Films ist wieder voll auf der Höhe des Geschehens, denn man sieht, wie sich Théodens Schild plötzlich mit Schatten überzieht, und damit auch jeder versteht, was das zu bedeuten hat, erklärt uns John Huston, dass "sein goldener Schild verdunkelt wurde". Das findet Schneemähne gar nicht gut, denn plötzlich führt es sich auf, als sei es beim Rodeo, wirft Theóden ab und fällt auf ihn 'drauf, steht aber sofort wieder auf (das ist ein amerikanischer Film, und da kommen keine Tiere zu Schaden; nur Könige und Väter - eine Anspielung auf Twister, wo der Hund überlebt, aber der Familienvater nicht, meint der Archivgeier). Also zerlegt es den "Retter", und große Trauer herrscht. Alle gucken bedröppelt, und Merry schleudert erst ein paar "Nay"s in die Manege, bevor er Sauron ein wenig verflucht, ihm ewige Rache schwört und dann in Tränen ausbricht. Dafür, dass der Film uns bislang gar nichts über Merrys Beziehung zu Théoden erzählt hat, wirkt das dann ein klein wenig dick aufgetragen. Zum Glück erweisen sich die Orks als höchst pietätvolle Wesen, denn die Schlacht stoppt plötzlich, damit alle Menschen betreten und dem toten König der Rohirrim herumstehen können. Nur Gandalf nicht, denn der muss wieder vor sich hin seiern: "Wie aber kam es, dass das Böse plötzlich wieder so stark wurde?"

Gute Frage, hm? Aber keine Sorge - der Film blendet jetzt wieder um zum Schicksalsberg. Sam läuft laut abwechselnd "Frodo!" und "Master!" schreiend durch die "Eingeweide" des Schicksalsbergs. Schließlich findet er ihn, dekorativ auf einem Felsensims stehend. Sam teilt Frodo mit, dass er nun endlich den Ring in die Lava werfen solle, aber irgendwie will der nicht: seine Äuglein flammen, und zu den Klängen einer weiteren Reprise von The Bearer of the Ring schreitet er zeremoniell langsam ein wenig weiter nach vorne (ist ein langer Sims), schickt Sam zurück, kichert irre und teilt der Welt mit, dass er nicht dem Ring gehöre, sondern der Ring ihm. Dann zieht er ihn auf den Finger, und nach einem total spannenden Wartepause (der Ring ist sich wohl nicht sicher, was er mit diesem Kerl anfangen soll) wird er schließlich unsichtbar. Die Kamera verweilt noch ein wenig auf dem "Nein! Nein"! schreienden Sam und dessen sich wild bewegenden Schmutzflecken im Gesicht. Doch bevor die Spannung gar zu groß wird, geht's zurück gen Minas Tirith, diesmal ohne die Karte als Überblendmittel, sondern durch die Luft.

Und das ist wichtig, denn mittlerweile hat auch der Hexenkönig bemerkt, dass er ja eigentlich nicht auf einem Pferd reiten dürfe, und so sieht man ihn auf einer Art Baby-Höllengeier reiten (so groß war Junior mit etwa drei Monaten, und da durfte er noch nicht 'raus). Mit diesem Falschgeier fliegt der Hexenkönig auf dem Schlachtfeld ein. Aber da kommt schon eine schlanke blonde Frau, sehr oberflächlich als Mann getarnt, und stellt sich ihm in den Weg. "Ey guck' mal," sagt Junior zu unserer Éowyn, "da bist du ja!" Real-Éowyn ist indes nicht erfreut und verlangt nach mehr Brandy (den sie bekommt). Film-Éowyn erklärt dem Hexenkönig, er solle sich verziehen, doch mit der bekannten übersteuerten Toasterstimme erklärt er ihr, dass er ja nicht von einem Mann besiegt werden könne (er hat das halt noch nicht kapiert). Daraufhin sagt Éowyn... na, man kennt das ja. Derweil fällt Pippin wie üblich die Rolle des dummbrotigen Stichwortgebers zu, und so darf er sagen: "Eine Frau? Éowyn?" Daraufhin erklärt ihm Merry im Telegrammstil, dass sie Théodens Nichte sei, aber nicht hätte mitreiten dürfen, weshalb sie sich als Mann verkleidet habe. Und jetzt muss er schnell weg, ihr helfen. Diesen kurzen Monolog nutzt der Hexenkönig, um sich in die Luft zu schwingen und den Falschgeier zum Sturzflugangriff zu zwingen. In einer Einstellung, die an die angreifenden Adler aus dem Hobbit-Zeichentrickfilm erinnert, geht der Falschgeier in den Sturzflug, aber Éowyn bleibt natürlich stehen, es fliegen ein paar blinkende Funken, und dann ist der arme Falschgeier auch schon tot. Der Hexenkönig ist nicht erfreut und greift Éowyn an, aber da kommt schon Merry, und das war dann der Hexenkönig (kennt man ja). Gerade von Éowyn enthauptet, liegt er auf dem Boden und entpuppt sich im Tod als aufgeblasene Gummipuppe, aus der die Luft entweicht (einschließlich des dazu gehörigen Geräusches). Pippin darf erstaunt äußern, dass der Hexenkönig weg ist, und da die Schlacht immer noch angehalten ist, wird erstmal Théodens Leiche vom Feld getragen, während John Huston darüber philosophiert, ob es Aragorn, der ja König werden solle, wohl genauso erginge wie Théoden? Oh Schreck! Dann aber blendet die Kamera zu den Orks um, die in Scharen über de nächste Mauer in den Fluss springen und davon treiben. Aber halt! Die Schlacht schlägt wieder um, und die schwarzen Schiffe kommen ins Bild. Die Karte wird eingeblendet, und John Huston erklärt, getreu nach Buch (und getreuer hier als Jackson), was denn nun schon alles gefallen sein muss (Lebennin und so), dass die Corsaren nun hier sein könnten. Die noch nicht ins Wasser gesprungenen Orks (und das sind noch ganz schön viele) jubeln und wackeln mit ihren Waffen (und wir nehmen 'mal an, dass die ins Wasser gesprungenen Orks peinlich berührt wieder herausklettern). Sie rennen also wieder gen Minas Tirith an, doch ach! Plötzlich enthüllt sich die Flagge des Königs von Gondor (ziemlich hässlich, dass Ding) und Aragorn schreitet würdevoll ins Bild. Die Orks drehen um und rennen wieder weg, diesmal wohl endgültig.

Die nächste Szene beginnt in einem Zelt nach der Schlacht, und es wird über die weitere Taktik diskutiert. Aragrn, der recht arrogant aussehend mit vor der Brust verschränkten Armen herumsteht, schlägt vor, dem fliehenden Feind nachzusetzen und ihn endgültig alle zu machen. Gandalf hält das für keine gute Idee, woraufhin Aragorn ihn fragt, ob er denn keine Lust mehr zum Kämpfen habe? Der größere Plan (Frodo, Ring und so) scheint an Aragorn komplett vorbei gegangen zu sein (zumal der Film auch nie eine wie auch immer geartete Verbindung zwischen Aragorn und der Ringqueste zieht; der Mann kam halt zufällig gerade rechtzeitig zurück, als dieser Hobbit mit dem Ring unterwegs war, aber da Aragorn auch nichts vom Ring zu wissen scheint - und Gandalf es auch nicht für nötig hält, ihm das zu erklären -, macht das alles auch nichts). Aragorn setzt sich als Chef natürlich durch, will aber nicht durch Sirith Angol (zu klein für sein Heer), und so erläutert er die Marschroute: nach Norden und dann nach Westen, damit sie zum Schwarzen Tor kommen. Seine große Hand illustriert dies auf der Karte, indem sie zuerst nach oben und dann nach rechts zieht. Kenntnis der Himmelsrichtungen ist offensichtlich keine Voraussetzung, um König von Arnor und Gondor zu werden. Ob er wenigstens weiß, wie schnell eine voll beladene Schwalbe fliegen kann? Auf jeden Fall brechen sie auf, und ein Männerchor singt das Lied Choice of Evil, das ihnen erzählt, dass sie gleich ganz fürchterlich auf die Nase bekommen werden. Unterwegs erklärt uns John Huston, dass eigentlich die Orks am Schwarzen Tor dies Liedlein singen (aber das Orks gute Sänger sind, wissen wir ja schon seid Where There's a Whip, There's a Way aus dem dritten Teil dieser Serie). Zwischendurch sieht man noch ein paar Nazgûl durch die Luft fliegen, die aber immer noch auf ihren geflügelten Pferden ausharren müssen (offenbar hat's im Mordor-Etat für dieses Jahr nur für einen Falschgeier gereicht). Am Tor angekommen, taucht Saurons Mund auf (halber Helm, großer Mund, um die Augen ganz fies rot geschminkt), beschimpft Aragorn ein wenig (die Orks singen dazu) und droht den Menschen Tod und Verdammnis an. Aragorn, ganz König, erwidert mit einem trotzigen "Das werden wir ja sehen!", wobei ihm am Ende leicht die Stimme nach oben rutscht, aber als König darf er das. Die fiesig singenden Orks wackeln mit den Speeren, und ein Blick auf die Uhr sagt uns, dass erst 82 der 97 Minuten vorbei sind. Oh je.

Von den mit den Speeren wackelnden Orks schwenkt der Blick zu Gandalf, der das Ganze für eine immer schlechtere Idee hält und sich darüber Gedanken macht, wo denn der Ring wohl ist. Ja, wo? Frodo zog ihn auf, als die Schlacht um Minas Tirith tobte. Das Heer war (laut Buch) fünf Tage unterwegs. Was also ist mit Frodo passiert? Der Film, es war zu befürchten, sagt es uns nun. Genauer gesagt, ist es John Huston, der uns mitteilt, dass während "all dieser Tage" Sam auf der Suche nach dem unsichtbaren Frodo war, der wohl die ganze Zeit durch den Schicksalsberg irrte. Nun aber hat Sam "den Kern" erreicht und sieht - "Gollum? Er kämpft mit etwas Unsichtbarem? Herr Frodo!!!" Ganz logisch, das. Zum Glück hat Sauron während "all dieser Tage" nicht bemerkt, dass da ein Hobbit mit seinem Ring am Finger durch seinen Heimatberg irrt. Kein Wunder, dass das mit der Weltherrschaft nicht klappt. Damit auch jeder weiß, was als nächstes passiert, intoniert ein freundlicher Männerchor mit tiefen Stimmen (der verdächtig nach den Orks aus der letzten Szene klingt) noch einmal kurz das Lied von Frodo mit den neun Fingern, und schwupps! hat Gollum den Ring im Mund. Frodo liegt sich krümmend am Boden (das Abbeißen des Fingers muss zu schlimmen Magenkrämpfen geführt haben), und in Großaufnahme sehen wir den sauber abgetrennten und auch gleich von Gollum sterilisierten (und natürlich nicht blutenden) Fingerstumpf. Während Sam sich rührend um Frodo kümmert (der das "besser als diesen Wahnsinn" findet), fällt Gollum halt so in die Lava, was Sam mit einem "Gollum hat unsere Queste vollendet!" kommentiert. Der Vulkan bricht aus, es gibt ein buntes Feuerwerk, und alles stürzt ein; das orangefarbene Auge explodiert in psychedelischem Grün.

Derweil stellt vor dem Schwarzen Tor Aragorn, kluger König der er ist, fest, dass "ganz Morder zusammenstürzt. Aber wie kann dies sein?" Gandalf erklärt es ihm gönnerhaft mit feinem Lächeln. Dabei schaut Aragorn so verwirrt drein, dass ihm jeder sofort abnimmt, noch nie etwas von Frodo oder dem Ring gehört zu haben. Gandalf hat aber keine Zeit, seinem Dummbrotkönig alles zu erklären, muss er doch auf den nächsten Programmpunkt hinweisen: das Heer der Adler, das pünktlich heranfliegt, um das Heer von Gondor und Rohan zu retten (inklusive der Pferde, jawohl). Äh, ja. Eine Riesenhorde Adler taucht auf und bringt alle in Sicherheit. Ab und an verliert einer der verwirrten Soldaten seinen Speer, aber im Großen und Ganzen gelingt die Rettungsaktion (auch für die Pferde - wenigstens bei diesem Film braucht Friedhelm Schneidewind nicht nach der Tiefgarage für die Pferde zu suchen!). Derweil rennen Frodo und Sam vor der Lava weg und philosophieren dabei über den Tod und das Aufgeben, und gleichwohl Sam immer noch optimistisch ist, empfiehlt ihm Frodo, gut zu sterben (wie schon Gandalf zu Pippin sagte; da merkt man doch gleich, wie gebildet Frodo ist), als die Lava sie einholt. Dann aber schießen Gwaihir und ein Kollege herab und retten die beiden.

Monate später, als alles wieder in Ordnung (und aufgebaut und heller gestrichen) ist, zieht Aragorn als neuer König in die Stadt ein (musste wohl erst neue Kleidung kaufen). Hinter ihm reiten Éowyn und etwas, das wohl Faramir sein soll (aber natürlich keinen Namen bekommt). Dabei singt der Chor der Orks The Return of the King. Man reitet gemütlich durch die festlich geschmückte Stadt, die mit ihren vielen bunten Blumenbeeten doch stark an Disneyland erinnert, und zahlreiche bunt gekleidete Bürger strahlen unsere Helden an und werfen Rosen (sogar ein Alibi-Haradrim ist dabei). Éowyn winkt freundlich in die Menge, und Aragorn reitet mit starrem Gesichtsausdruck wohin auch immer (nimmt aber wenigstens den obligatorischen Blumenstrauß des kleinen Mädchens). Die Hobbits sitzen mit Gandalf ganz weit weg vom Geschehen auf dem höchsten Turm und strahlen um die Wette. Dann endet das Lied, und wir sind wieder in Bruchtal, wo auch der Sänger aus Gondor gerade fertig geworden ist. Frodo weckt den wieder eingenickten Bilbo.

Nun kommen wir zu den Abschiedsszenen, in denen wir ungemein wichtige Dinge über Mittelerde erfahren. Die Elben gehen also über's Meer, da das Zeitalter der Menschen nun beginnt, und Gandalf geht gleich mit. Bilbo darf aber auch, denn, so Elrond, "er hat uns gut gedient, und für einen Freund ist immer Platz." Da fragt Frodo Gandalf, ob auch er ihm gut gedient habe, denn er sei nun dieser Welt müde, wegen des ganzen Krams mit dem Ring und so. Natürlich darf er auch mit - schon morgen geht's los! Die blöden Rest-Hobbits verstehen das natürlich alles nicht und machen sich Gedanken darüber, ob es denn in dieser neuen Welt der Menschen noch Platz für sie gäbe. Da kann Gandalf sie aber beruhigen, denn "Hobbits sind den Menschen am nächsten". Man sieht ja jetzt schon, dass die Hobbits den Menschen immer ähnlicher werden, denn Frodo ist größer als Bilbo, Sam ist größer als Frodo, Merry ist größer als Sam, und Bohnenstange Pippin ist größer als Merry. Irgendwann also werden die Hobbits ganz zu Menschen, und man könne sich dann fragen, ob man (so als Mensch) einen Hobbit in sich habe. Dann zwinkert Gandalf in die Kamera und sagt zum Zuschauer: "Und? Hast du?"

Am nächsten Morgen geht's mit dem Schiff über's Meer. Bruchtal hat einen sehr schönen Hafen mit vielen elbischen Zweimastern (zu den Grauen Anfurten können sie über Nacht kaum gekommen sein). Während sich die übrigen drei Hobbits winkend die Augen ausweinen, segeln die versammelten Elben in Form eines Zauberers, eines Halbelbs und eines Hobbits (sowie der auf Deck schlafenden Oma Bilbo) gen Westen. Es regnet, und man sieht viele Möwen. Dann endet der Film (hoffentlich haben es die Hobbits bei all dem Regen zurück ins Auenland geschafft).

Ach je.

Jetzt aber ganz schnell wieder zurück zur Abflughöhle

Ich möchte nochmal den dritten Teil lesen!

Wo bin ich hier? Wie fing das nochmal alles an?

Was ist das? Ein fünfter Teil? Schnell hin!!!