Höllengeier über dem Return of the King-Zeichentrickfilm

Teil 3

So, die Werbepause ist zu Ende, alle Geier waren auf dem Klo, Frau Éowyn hat die Wasserpfeife neu gestopft, der Ägyptengeier hat neuen Minztee gekocht und der Grobgeier ist wieder im Bett... es kann weiter gehen.

Die Hobbits tappen immer noch durch Mordor, und der kichernde Skelett-Nazgûl auf dem geflügelten Pfed steht immer noch irgendwie bedrohlich in der Gegend herum - auf dem Turm, um genau zu sein, von dem er würdevoll (naja, wie halt so ein kicherndes Skelett würdevoll sein kann) herabsieht. Frodo ist müde, aber Sam treibt ihn an, da ja jetzt der Nazgûl über den Turm herrsche, und der sei schon gefährlicher als so ein paar Orks. Sie sind sich einig, dass sie nun die "Ebene von Gorogoroth" (was und wo immer das sein mag) durchqueren müssen. Also tappen sie weiter und überqueren eine viaduktähnliche Brücke, die aus dem Bakshi-Zeichentrickfilm aus Moria gerettet wurde, dann aber mangels Moria nach Mordor (klingt ja auch ähnlich genug) verpflanzt werden musste. Danach kommt von Frodo der legendäre Ausspruch: "Wenn Sauron mir jetzt ein Glas Wasser anbieten würde, dann würde ich ihm die Hand schütteln." Ach je. Sie tappen weiter und jammern dabei unablässig, bis Frodo schließlich bestimmt, dass die Rüstung zu schwer und ohnehin eine dumme Idee gewesen sei. Sam ist nicht ganz überzeugt und hat Einwände: "Aber was ist mit dieser Gollum-Kreatur? Der Gollum ist nicht tot!" Der Linguistikgeier möchte zu einer kurzen Erläuterung bezüglich des Gebrauchs des bestimmten Artikels im Englischen ansetzen (Kurzform: "Gollum" muss wohl eine Gattungsbezeichnung sein.), wird aber schnell zum Schweigen gebracht. Dann aber spürt Frodo, dass ein Nazgûl im Anflug sei, und so rennen sie weg. Und tatsächlich kommt schon bald das komische Pfed angeflogen, hat aber keine weiteren Auswirkungen.

Die Hobbits erklimmen einen Berg und blicken dann auf die "Ebene von Gorogoroth" (die in der Szenenauflistung der DVD indes "Ebene von Gorogorth" heißt; ist schon schwierig mit den Fremdsprachen...). Sie blicken auf eine zerklüftete Ebene mit apartem Blick auf den (etwas zu düster geratenen) Schicksalsberg, seiern ein wenig vor sich hin, und dann klettern sie zu den Tönen einer von einem verhaltenen Männerchor getragenen Reprise von It's So Easy Not To Try den Berg hinab, rollen ein wenig durch die Gegend und werden dreckig (man sieht malerische Flecken im Gesicht). Frodo ist indes völlig unbeeindruckt. "Es ist nicht schlimmer, als ich es mir vorgestellt hatte." Trotzdem aber werden sie müde und legen sich hinter einem Felsen zur Ruhe.

Was sich allgemein wie eine fürchterlich dämliche Entscheidung ausnähme, kommt hier wirklich gut, führt es doch zur mit Abstand besten Szene nicht nur dieses, sondern aller Herr der Ringe-Zeichentrickverflimungen: den singenden Orks. Alle Höllengeier starren gebannt auf den Bildschirm, als plötzlich, zu kräftigen Synthesizer-Bässen, eine Horde höchst liebevoll gezeichneter Orks ins Bild marschiert und ein munteres Ork-Wanderlied singt: Where There's a Whip, There's a Way. Das Lied ist wirklich klasse (sogar Éowyn muss das zugeben), und sofort wippen alle Geier im Takt mit. Gut, das hat mit Tolkien rein gar nichts mehr zu tun, aber wen stört das? Auch der Rest des Films berührt Tolkiens Werke nur sehr allgemein, und da freut man sich doch über jede gelungene Einlage. Und so singen die Orks mit großer Inbrunst vor sich hin, fast zwei Minuten, in lupenreinem, mehrstimmigen Chorgesang mit verteilten Partien. Eigentlich wollte der Geschichtengeier den Text mitschreiben und hier abdrucken, aber dann meldet der eiligst zum Computer gestürzte Archivgeier schon, dass er eine Seite mit eben diesem Text gefunden habe: die hier!

Bis dann der magische Moment verfliegt und der Film weiter geht. Der Orkanführer entdeckt nämlich die Hobbits, hält sie für Deserteure ("Er hält uns für Orks!", stellt Frodo scharfsinnig fest) und reiht sie in seinen Trupp ein, während die Orks, sicherlich ob der kurzen Pause dankbar, singend weiterziehen und die Hobbits mitschleifen (woran die Peitsche die Anführers nicht ganz unschuldig ist). Also tappen sie den immer noch singenden Orks nach, sich ab und an bekräftigend, dass sie hier weg müssen (und Sam merkt an, dass er doch lieber ein hübsches Hobbit-Lied singen wolle), aber da ist dieser Ork mit der Peitsche... Dann aber kommt ihre große Stunde: Sie kommen an eine Kreuzung, und von der anderen Seite kommt den Orks ein Trupp Menschen (mit einem malerischen roten Auge auf dem Helm) entgegen. Natürlich können sich die beiden Trupps nicht einigen, wer zuerst gehen darf, und so erklärt der Menschenanführer, dass Menschen vor Orks kämen und schubst den Orkanführer zu Boden. Das überzeugt diesen - aber er hat nicht mit Sam gerechnet! "Wollt Ihr Euch das wirklich bieten lassen, Sir?" fragt der kleine Nachwuchsork und setzt noch einen drauf: "Ihr wollt denen wirklich den Vortritt vor uns lassen? Und Ihr nennt euch einen Ork?" Dazu stampft er noch ein wenig in Sumo-Ringer-Manier auf und ab, und schon ändert der Ork seine Meinung und hetzt seine Leute auf die (durchaus überraschten) Menschen. Im entstehenden Chaos setzen sich die Hobbits ab. Sie tappen 'mal wieder ein wenig durch Mordor, aber Frodo ist auf einmal sehr unglücklich: "Bringt nix. Sterben bald. Kann nix sehen." War wohl doch schlimmer, als er sich das vorgestellt hatte. Und da sie ja nichts sehen (es wurde eher plötzlich dunkel), fallen sie in ein Loch. Das mögen die Schmutzflecken im Gesicht gar nicht, denn sie fangen an, ihre Positionen zu wechseln. Lebende Schmutzflecken! Yuck! Sam ruft derweil die Mächte des Guten zu Hilfe, was der Film dazu nutzt, wieder nach Minas Tirith zu blenden.

Dort belagern die Orks immer noch die Stadt (und es fallen immer noch die gleichen Menschen und Orks von den Mauern; vermutlich sind sie wieder hochgeklettert, als wir nicht hingesehen haben). Aber nun wird alles noch schlimmer, und mit getragener Stimme kommentiert John Hustons Gandalf das Auffahren von Grond, das insbesondere aufgrund der "Grond! Grond!"-Schreie ein klein wenig so ins Szene gesetzt wird, dass man fast annehmen muss, Peter Jackson habe sich auch diesen Film genau angesehen, bevor er seine Trilogie schuf (ein Verdacht, der sich weiter unten noch bestätigen wird). Okay, die Trolle sehen noch genauso lächerlich aus wie im Hobbit-Zeichentrickfilm, aber zu genau diesem Zweck hatte der Film ja auch einen Verantwortlichen für "Kontinuität" (zwischen den Filmen; nicht zwischen Buch und Film). Gandalf lässt also Schattenfell satteln, damit er am Tor ist, wenn's dort abgeht. Er verabschiedet sich würdevoll von Pippin, der aber gar nicht kapiert, dass Gandalf gerade zum Sterben wegzureiten gedenkt und unbedingt mitkommen möchte. Auch Gandalfs lakonisches "Dann verlassen wir diese Welt zusammen." kann ihn nicht wirklich schrecken. Derweil schwebt der Hexenkönig auf seinem fliegenden Pferd ein, zieht sein Schwert und gibt rhythmische Befehle zum Einsatz von Grond. Dessen immerhin authentisch aussehender (bis hin zum aus dem Rachen tropfenden Feuer) Kopf am allerdings schon absurd langen Hals benötigt eine halbe Ewigkeit zum Tor, aber nach dem dritten Treffer geht es dahin. Alles flieht, nur Gandalf steht. Es kommt zur bekannten Konfrontation, die wirklich verdächtig als die im vorherigen Teil erwähnte Illustration von Angus McBride erinnert. Fast will Stimmung aufkommen, aber dann wirft der Hexenkrönig seinen Umhang zurück (was zwei rot glühende Augen frei in der Luft schweben lässt), lacht wie ein fehlgeschalteter Toaster, und während der Dialog zwar stimmt, kann man diesen Hexenkönig spätestens jetzt nicht mehr Ernst nehmen. Schließlich kräht ein Hahn (was Gandalf für die weniger der Natur verbundenen unter uns mit den Worten "Ein Hahn krähte" kongenial kommentiert), und die Rohirrim kommen die Straße entlang geritten, immer zwei nebeneinander, Merry (wie erinnerlich ja zum Überbringen des Schwarzen Pfeiles ausgesandt) direkt hinter Théoden und noch vor jemandem, der wohl Éomer sein soll. Die Rohirrim greifen dann zu den Klängen erhebender Musik an, die allerdings nur ein müder Abklatsch der entsprechenden Orchestrierung bei Peter Jackson ist. Der Hexenkönig versteckt seine frei schwebenden roten Augen wieder unter seinem Umhang und reitet von dannen.

Wie auch immer: Es hat geholfen, denn Frodo schlägt im fernen Mordor (ein Pfeil auf der Karte führt uns von Minas Tirith wieder nach dort) die Augen wieder auf und verlangt nach Wasser. Sam gibt es ihm natürlich ("Aber nicht alles auf einmal!"), und während die sich immer noch munter bewegenden Flecken nach der Wasseraufnahme auch noch wachsen (Gremlin-Dreckflecken?), fühlt Frodo, dass Sauron schwächer werde, aber immer noch die Kontrolle habe. Sam ist davon so beeindruckt, dass er die Wasserflasche umstößt und es noch nicht einmal bemerkt. Frodo entschlummert wieder, um zu den Klängen von Leave Tomorrow Till It Comes (der erfahrene Höllengeier kannte die Melodie schon, bevor die ersten Töne erschallten) wüste Träume zu haben: Erst sieht er einen Nazgûl, dann den Ring, dann wandern Sam und er durch's Auenland, essen etwas und rauchen ein Pfeifli, winken zwei friedlich vorbei kommenden Orks zu, die debil grinsend zurück winken... Was? Nein, da war nichts im Tabak der Wasserpfeife (diesmal Doppelapfel), wirklich nicht. Der träumt das wirklich! Apropos: Frodo träumt weiter, wie er strahlend lächelnd den Ring ins Feuer wirft, dann laufen die beiden wieder durch's Auenland, Gandalf materialisiert vor ihnen, gütig lächelnd, verwandelt sich dann aber in einen fiesen Ork, der Frodo ans Leder will, und Sam wird auch zum Ork, der arme Frodo, aber zum Glück wird er dann wach und sieht neben sich Sam friedlich vor sich hin schlummern, der nun wieder wie ein Hobbit aussieht, den alle für einen Ork halten. "Was war das denn?", möchte Junior entgeistert wissen, aber keiner kann es ihm sagen.

Wir sehen kurz, wie immer noch um Minas Tirith gekämpft wird, aber schon geht's wieder zurück nach Mordor, wo Frodo und Sam mittlerweile den Schicksalsberg erklimmen. Sam trägt Frodo ein Weilchen, aber dann besteht letzterer darauf, dass sie das letzte Stück des Weges kriechen. Sie klettern und klettern, und langsam verliert sich das Bild in ein psychedelisches Sammelsurium von glühenden, strahlenden und implodierenden Augen, nur noch in Umrissen erkennbaren Hobbits und sonderbaren Lichterscheinungen, alles unterlegt von hochphilosophischen Kommentaren von John Huston, der sich darüber Gedanken macht, wer denn dafür verantwortlich ist, wohin die verlorene Zeit verschwindet (oder so ähnlich). Dann sieht man die Hobbits wieder, die, einem Kinderhüpfspiel gleich, vor Saurons Schweinwerferauge (die weiter oben erwähnte zweite Jackson-Anleihe) davon hüpfen, begleitet von einem sehr einfach gestrickten Liedchen namens Doom. The Cracks of Doom. Und es gibt noch ein wenig heimelige Mordor-Landschaft im Breitformat.

Nach einer besonders wilden Hetzjagd mit Saurons Scheinwerfer will Sam verzweifeln, aber Frodo sagt, dass es noch Hoffnung gäbe, was Sam so sehr überzeugt, dass er 30 Sekunden lang Frodos Mut preist und ihn anfleht, ihm auch solchen Mut zu geben. Nun kommt das allerletzte Stück des Weges, das die Hobbits wieder aufrecht zurück legen - und da kommt der Gollum! Er sieht noch genauso aus wie im Hobbit-Film (ein übergroßer, grüner Frosch, dem niemand abnimmt, dass er einmal ein Hobbit gewesen sein könnte). Das erschreckt Sam so sehr, dass ihm ein äußerst Tolkien-typisches "Gott hilf uns!" entfährt. Gollum wirft sich ein wenig in die Brust, kichert vor sich hin und beschimpft die fiesen Hobbit-Diebe, bis er sich denn endlich zum Angriff aufrafft. Die Hobbits sind total überrascht und haben keine Chance gegen den Gollum. Der Frosch springt sie an und schubst die Hobbits wieder den Berg herunter, wo sie lange Sekunden ganz fotogen vor sich hin rollen, bis sie schließlich bewegungslos liegen bleben. Und dann kommt die nächste Werbepause, mitten in der Szene 21...

So können wir also in Ruhe wieder abwarten, bis die Höllengeier bis zur nächsten Folge dieser Betrachtung das Gesehene verdaut haben. Nächsten Monat dann das Finale...

"Och ne! Doch nicht jetzt, wo's grade spannend wird!", mault Junior, und so müssen die Geier die Pause verkürzen und den Rest der Szene auch noch über sich ergehen lassen. Also, jetzt aber schnell:

Die Hobbits rollen wieder vor sich hin und bleiben wieder bewegungslos liegen. Ist das spannend! Gollum steht oben und brüstet sich seiner Heldentaten (man wartet nur noch darauf, dass er sich in King Kong-Manier auf die Brust haut). Das macht er ganz schön lange, damit die Kamera noch ein bisschen einen schönen großen grünen Frosch zeigen kann, und damit die Hobbits auch Zeit haben, wieder zu sich zu kommen. Schließlich hüpft Gollum aber doch noch laut schreiend los, damit auch der letzte Hobbit weiß, dass er jetzt aufstehen muss. Die Hobbits sind also rechtzeitig auf den Beinen und balgen sich ein wenig mit dem Gollum-Frosch. Schließlich entscheidet Frodo diesen Kampf, indem er den Ring umfasst und wieder zur Knollennase des Schreckens mit eingebautem Windgenerator wird. Da verlässt sowohl Gollum als auch Sam der Mut, und während Sam den Gollum bewachen soll, bricht Frodo alleine auf, um den Ring endlich zu zerstören. Sam bleibt zurück und muss sich gar tragische Monologe des Gollums anhören, bis er schließlich Erbarmen hat und diesem Leben, Freiheit und freien Abzug schenkt. Nachdem Gollum sich telegen von dannen gemacht hat, hastet Sam nach oben, findet die glücklicher Weise genau hobbitgroße Tür zur Schicksalsklüfte offen und geht hinein, laut "Master! Master" rufend.

Und damit verliert sich die Szene in roten Nebeln, und Théodens Tod in Szene 22 müssen wir dann wirklich auf die nächste Folge verschieben. Das wird dann aber auch die letzte.

Nein, ganz bestimmt nicht noch mehr davon! Zurück zur Abflughöhle

Ich möchte nochmal den zweiten Teil lesen!

Auf zum großen Finale!