Man kommt ja wirklich viel 'rum als Höllengeier; manchmal deutlich weiter, als man möchte... und zumindest einige der Geier haben nun den ultimaten Trip hinter sich: den Zeichentrickfilm The Return of the King von Arthur Rankin und Jules Bass (1979). Gar schreckliche Gerüchte über diesen Film ziehen sich ja schon seit langem durch diverseste Foren und Horste, und selbst im Kleinen Höllengeier wurde ein höchst wichtiges Element des Films (das Ork-Marschlied) erwähnt... und da es die DVD gerade bei amazon.com mit Rabatt gab... Immerhin war der von den gleichen Leuten gemachte Hobbit-Zeichentrickfilm ja leidlich gelungen, zwar mit scheußlichen Zeichnungen, aber immerhin mit durchaus zufrieden stellender Werktreue, und da die gleiche Person (Romeo Muller, ungelogen) auch RotK adaptiert hatte, ließ sich zumindest keine komplette Katastrophe erwarten. Tja...
Die Hülle mit dem (schon sattsam bekannten) bunten Cover ließ dann aber schon Schlimmes vermuten: Zwei debil aussehende Wesen, die wohl Hobbits sein sollen, sitzen auf einem weißen Pferd mit ... farbenfrohem Überwurf. Man ist sich aber nicht so sicher, ob es wirklich Hobbits sind: von dem hinteren sieht man nur die bereits für den ersten Film typische Knollennase sowie eine weiße Feder über einer Art Kappe, während der vordere zwar keine Knollennase im engeren Sinn hat, dafür aber wie ein kleines Schweinchen grinst, eine hellgrüne Stoffmütze aufhat, ein schimmerndes Schwert gen Himmel reckt, einen Donut an einer Kette in der Hand trägt (wenn das ein Ring ist, möchte ich nicht wirklich die Hand sehen, die ihn trägt...) - und Adiletten trägt. Oder einen sehr komischen Steigbügel, schwer zu sagen. Rechts und links hinter dem Pferd lugen ein alter (langrübennasiger) bzw. ein junger (kurzrübennasiger) Zwerg hervor - Gimli und Glóin? Oh, welche Schande für Gimli... Hinter diesen illustren Gestalten haben berittene gepanzerter Soldaten Aufstellung genommen, und hinter denen sieht man gleich zweimal das Schloss von Cinderella aus dem gleichnamigen Walt-Disney-Film, einmal in strahlend hell und einmal in düster-dunkel, jeweils auf einer farbliche passende Anhöhe stehend; über der Finstervariante fliegt etwas, das starke Ähnlichkeit mit Smaug aus dem ersten Film hat, der wohl auf mirakulöse Weise doch überlebt hat. "Ist das ein Höllengeier?", fragt Junior ganz aufgeregt. "Aber nein, mein Kleiner," entgegnet der weise Geschichtengeier, "Höllengeier haben doch keine orangefarbenen Bäuche." Das überzeugt Junior.
Und so versammeln sich die Geier im Heimeligen Horst, nachdem sie mit ihren lieblichen kleinen Krallen die Hülle der DVD zerfetzt haben, machen es sich vor dem Computer bequem (die DVD ist Region 1, und das kann nur der Computer, nicht aber der DVD-Player) und bereiten sich auf höchst ... äh ... spannende 97 Minuten vor. Eigentlich, so sagt man im Rückblick, hätte man ja gewarnt sein müssen, insbesondere durch diese Seite, aber was den Höllengeier nicht tötet, macht ihn nur noch härter... Übrigens sahen einige ganz eifrige Geier am nächsten Tag den Film gleich noch einmal, zusammen mit Frau Éowyn, deren Kommentare hier teilweise eingestreut werden.
Der Film beginnt mit dem Ende: Eine hallende Stimme (die hallte aber nur im Computer, dessen Soundkarte falsch eingestellt war; wir wollen ja ehrlich bleiben...) berichtet, dass der geneigte Zuschauer nun von den großen Heldentaten der Welt, dem endgültigen Fall des Bösen und der Rückkehr des Königs erführe. Dies ist mit einigen netten Bildchen unterlegt, z.B. dem Versinken des Rings im Feuer. Na, da kann ja nichts mehr passieren... Junior fragte an der Stelle auch sofort: "Und was passiert den Rest vom Film? Der Ring ist ja schon kaputt!" Kluger Höllengeier, das...
Weiter geht's. Wir sind in Bruchtal (das immer noch aussieht wie im Hobbit-Film, also wie eine zu groß geratene Almhütte) und feiern Bilbos 129. Geburtstag. Tja... warum gerade den, wissen wir trotz aller kindgerechten Bearbeitungsnotwendigkeiten auch nicht. Bilbo ist entsprechend gegenüber dem Vorgängerfilm deutlich gealtert und sieht jetzt aus wie eine alte Frau mit voller, weißer Perücke. Senil ist er auch, und den Großteil seines Geburtstags verbringt er schlafend ("just resting my eyes"). Weitere Geburtstagsgäste sind: Frodo, Sam, Merry (sehen halt so aus wie die Hobbits aus dem ersten Film, also kleine, knubbelnasige Dinger mit fetten Fußtoupets), Pippin (sieht aus wie eine Bohnenstange mit Pferdegesicht und ist mindestens einen Kopf größer als Frodo; aber keine Sorge, das hat seinen Sinn, wie wir am Ende lernen), Gandalf (der als Erzähler durch den Film führt und, zusammen mit Sam, im Verlauf der nächsten anderthalb Stunden mehr redet, als der Film Bilder hat) sowie Elrond, nun mit, wie Éowyn es formuliert, "Adventskranz 2.0", da die Lichterkette um seinen Kopf nun (mehr oder minder) kontinuierlich rotiert und nicht nur dann, wenn er sich selbst dreht. (Und ja, Elrond hat einen Lichterkranz über dem Kopf. Hatte er schon im ersten Film. Keiner weiß, warum.)
Gandalf erzählt also munter vor sich hin, kommt aber nicht weit, da Merry und Pippin sich um ein Stück Kuchen streiten und Bilbo dauernd einschläft. Als Bilbo einmal kurz wach ist, fragt er nach dem Ring (ob er ihn denn noch einmal sehen dürfe), und Frodo antwortet, es täte ihm ja leid, aber er hätte ihn verloren. Naja, steht ja auch so im Buch, dieser Austausch. Vielleicht nicht gerade am Anfang, aber doch immerhin. Das muss Bilbo erst einmal verarbeiten. Dann aber trifft ihn die Erleuchtung wie ein Schlag vom Grobgeier: Stimmt ja, sagt er zu Frodo, deshalb bist du ja überhaupt erst weggegangen, um den Ring kaputtzumachen. Ach ja, stimmt. Iep? Sprachloses Schweigen nach drei Minuten im Höllengeierhorst. "Ich versteh' gar nicht, was ihr wollt. Der hat bestimmt auch am Anfang das Bild gesehen, wie der Ring in die Lava fiel. Ist doch ganz klar, dass der jetzt kaputt ist." "Halt die Klappe, Junior!" Junior hält die Klappe. Das trifft sich auch ganz gut, denn dadurch kann Bilbo weitererzählen. Wenn er so nachdenkt, findet er es nämlich gar nicht gut, dass Frodo seinen tollen Ring kaputt gemacht hat. Der war aber böse, sagt Frodo. War er nicht, sagt Bilbo. War er doch, sagt Frodo. Stimmt alles gar nicht, sagt Bilbo standhaft, denn immerhin habe ihm der Ring geholfen, Smaug zu besiegen. Echt gut gemacht, Bilbos Tattrigkeit. Von der Seite kommt am zweiten Tag von Éowyn ein mattes: "Er hat was???" "Jetzt piens nicht 'rum," sagt der Alpha, "das ist erst der Anfang. Das wird noch viel schlimmer." Womit er recht hat.
Auf dem Bildschirm bringt Gandalf dann wieder Ordnung in die rauschende Feier, indem er mit der Hand wedelt und einen Sänger aus Gondor auftreten lässt (wie im Buch; nur halt in Bruchtal). Der Sänger wirft sich in Pose und singt mit der Stimme von Glenn Yarbrough das Lied von "Frodo mit den neun Fingern" ("und dem Ring des Schicksals"). Dies nutzt der Film, um während des dröge vor sich hin dudelnden Liedes (noch Stunden später beschwert sich Frau Éowyn, dass sie die eher simple Musik nicht aus dem Kopf bekäme; ein echter Renner also) den Hobbit-Film Revue passieren zu lassen (man sieht sogar die von Éowyn so geliebten Puschelspinnen, aber leider auch den mutierten Waldelbenkönig) und sogar das eine oder andere Element des ersten Buches des Herrn der Ringe zu streifen (in erster Linie dadurch, dass Gandalf bei Frodo auftaucht, ihn den Ring aus dem an Dagobert Ducks ersten Taler einnernden Glasbehälter nehmen lässt, ihn ihm um den Hals hängt und dann geht, wohl annehmend, dass Frodo nun den Ring zerstören gehen würde). Es wird noch etwas davon gemunkelt, dass Sam und Frodo "viele Abenteuer hatten, bis sie endlich nach Mordor kamen", und dann erfährt man, dass Frodo von den Orks gefangen und nach Cirith Ungol (das erschreckender Weise "Sirith Angol" ausgesprochen wird, woraufhin Éowyn nach einer Spucktüte verlangt). Man sieht noch Sam (ganz fesch mit weißer Feder im Hütchen) gegen die Tür von Sirith Angol (scheint eine Festung zu sein) trommeln, und dann geht's schon wieder irgendwo anders hin (zum Vorspann/Titel). Irgendwo in diesem Bereich des Filmes erfährt man noch, dass "im Norden" Aragorn, der eigentlich König war/sein sollte/werden würde, in der Gegend herumreitet und auf sein Erbe wartet (man sieht ihn sogar kurz; immerhin trägt er kein Röckchen wie der Bakshi-Aragorn), aber keiner der Geier vermag derzeit noch genau zu sagen, wann dies wohl gewesen sein möge. "Ich hab's!", ruft Junior da. "Die erzählen das als Rückblende! Das ist aber langweilig." "Der Weg ist das Ziel", sagt da plötzlich der Verwirrte Geier überraschend. "Ist schon einer tot?", ruft aus dem Schlafzimmer der Grobgeier, der sich gerade unter Forums-Peregrins fachkundiger Behandlung von den Blessuren seines letzten Ausrasters erholt.
Ah ja, der Vorspann... Es gibt ein neues Lied ("It's So Easy Not to Try"), während dessen man Sam sich noch ein paar Mal gegen die Tür von Sirith Angol werfen sieht (Donk! Ungh! Donk!). Dann blendet der Film zurück zu Frodo im Auenland, der gerade den Ring, den Gandalf ihm umgehängt hat, wieder abhängt. "Da war'n wir doch eben schon?", fragt Junior verwirrt. "Was für ein Weichei!", vermerkt der Alpha weise. Frodo tappt aus Beutelsend heraus, trifft auf Sam Knollennase, die beiden plauschen ein wenig, Frodo geht zurück nach Beutelsend, hängt sich den Ring wieder um, und die beiden Hobbits verlassen das Auenland (schwer gerüstet und bewaffnet, inklusive eines von Frodos Seite baumelnden Kurzschwertes; irgendwie muss man Stich ja einführen). Die Hobbits tappen über eine Karte von Mittelerde, und während sich zwei Paar haartoupierter Füße über die (übrigens sehr hübsch gestaltete) Landkarte bewegen, gibt sich Glenn Yarbrough alle Mühe, auch dieses Lied so klingen zu lassen wie alle seine anderen. Ringgemeinschaft? Gimli, Legolas, Boromir? Ach was! Man beginnt sich zu fragen, was die zwei Zwerge auf das Cover verschlagen hat. Und niemand kommt auf die Idee, dem Publikum zu sagen, dass Aragorn die Hobbits eigentlich kennen müsste...
Und wir sind zurück in Mordor (für Statistiker: wir sind gerade bei Szene 4 von 30). Sam steht für Cirith Ungol und trommelt gegen die Tür. "Schon wieder???", fragt Junior. "Du kannst jetzt auf's Klo gehen", rät der hilfreiche Alpha Frau Éowyn, "der probiert das jetzt zwei Minuten lang." Was stimmt. Am Schluss probiert er es mit Anlauf, mehrfach, aber nix klappt. Er sieht die Schatten der Orks hinter den Fenstern, aber er kommt nicht 'rein. "Wäre das jetzt Dungeon Master, dann hätte er schon ganz schön viele Hitpoints verloren", wirft Éowyn, so früh schon nur noch bedingt bei der Sache, fachkundig ein. (Man muss dazu wissen, dass der Alpha und Éowyn vorher zusammen Essen waren - ja, ja... - und sich auf dem Rückweg über alte Zeiten und noch ältere Computerspiele unterhalten hatten.) Sam kommt also nicht 'rein und beginnt ein längeres Selbstgespräch, das sich durch die nächsten Szenen zieht. Anfangs redet er noch mit Frodo, stellt aber schon bald (wohl aufgrund der ausbleibenden Antwort) fest, dass Frodo ihn nicht hören kann. Das ist sie wohl am Ende, die Queste. Oh, die Tragik.
Ist aber alles halb so schlimm. Die Kamera enthüllt schon früh, was Sam erst 30 Sekunden später sieht: Da liegt ein Ring auf dem Boden. Und direkt dahinter ein Stich. Und direkt dahinter ein Umhang ("Frodo's hero's cloak", was immer das auch sein mag). Sam ist ein kluges Kerlchen und stellt sofort fest: "Er muss sich gewehrt haben, und dabei hat er das alles verloren." Kluger Sam. Vielleicht auch noch kluger Frodo. Aber auf jeden Fall blöde Orks. Also nimmt Sam alles auf und erklärt sich selbst zum neuen Ringträger (denn er kann ja nicht nach Sirith Angol hinein). Er schmettert noch ein völlig unauffälliges "Ich tu es für dich, Herr Frodo!" gen oberstes Stockwerk von Sirith Angol, und dann macht er sich auf nach Mordor. Dazu durchquert er eine stinkende Höhle, in der er ab und an Spinnweben entdeckt, und steht dann schließlich in Mordor. Leider keine Puschelkankra. Echt schade. (Anmerkung des Archivgeiers: "Ich möchte jetzt keinesfalls die Frage hören, wie Frodo denn von den Orks gefangen wurde, wenn's hier keine Kankra gibt! Verstanden?")
Sam tappt also so durch Mordor und, mangels Frodo, unterhält sich mit dem Ring. Wir erfahren viel über die Handlung und Dinge, die wir wissen sollten, aber nie sahen, und Sam gibt uns einen tiefen Einblick in sein Innenleben. "Ich fühle, wie du mich veränderst!", sagt er schließlich zu dem Ring (der übrigens keine Ringinschrift hat, aber ein hübsches Schmuckmuster). Und eigentlich findet er das ja auch ganz gut, denn er könnte ja "Samweis der Starke" sein. Genau, denkt er sich, und brüllt "Ich könnte SAMWEIS DER STARKE sein!" nach Mordor hinein. "Warum macht er das?", fragt Junior. "Was, wenn die Orks ihn hören?" Es scheint, dass Junior zu alt für diese Art Filme wird...
Sam findet hingegen Gefallen an der Idee von Samweis dem Starken, und so hat er plötzlich eine Vision, in der er als großer Anführer mit Flammenschwert ein Heer gegen Barad-dûr führt (das übrigens zum einen wie ein dunkles Spiegelbild von Minas Tirith und zum anderen wie ein Klon des Cinderella Castle in Walt Disney World aussieht) und wohl auch Sauron besiegt (man sieht es aber nicht). Jedenfalls steht Sam dann, angefeuert von seinen Soldaten, die der Ansicht sind, die Sonne würde nur für ihn scheinen, vor der großen Ebene von Gorogoroth (so sagen sie zumindest im Film; im Begleitheft der DVD steht Gorogorth) und sorgt dafür, dass die Orks aus ihren Löchern kommen und weglaufen. Dann sorgt er dafür, dass, so ein klein wenig im totel verdreht-überzogenen Anklang an seine kurze Machtphantasie als Über-Gärtner im Roman, aus Mordor ein großer Garten wird, komplett mit kleinem See. Die gerade noch rennenden Orkse bleiben brav stehen und verwandeln sich in liebe, kleine, nette Tiere (darunter einen grellblauen Vogel, der auch sogleich davon fliegt). "Was haben die denn geraucht?", fragt Frau Éowyn mittelschwer entsetzt und schaut besorgt den Schlauch der Wasserpfeife an, and er sie gerade nuckelt (wen's interessiert: Pfefferminze).
Sam, der durch bloßes Anfassen des Rings zu einem richtig fies aussehenenden Hobbit mit Knollennase geworfen ist, lässt aber plötzlich den Ring wieder los und stellt fest, dass das doch alles nix für ihn ist, denn eigentlich will er ja nur einen ganz kleinen Garten. Ja, das steht tatsächlich so im Buch (das mit dem kleinen Garten); aber die Bedeutung der ganzen Szene ist doch eine andere. Und sie dauert auch keine geschlagenen fünf Minuten... "Warum das denn jetzt?", fragt Frau Éowyn einigermaßen sprachlos. "Psst!", sagt der weise Geschichtengeier, und just in diesem Moment stellt sich der nun wieder monologisierende Sam die gleiche Frage. Er entscheidet sich dann für den "gesunden Hobbit-Verstand". Der hat auch weiterhin ein Einsehen mit ihm und teilt ihm mit, dass einzig Frodo den Ring vernichtet könnte, da nur er weiß, wie das geht. Also dreht Sam sich um, kehrt zu den Klängen des Liedes "Less Can Be More" durch die Kankrahöhle ohne Kankra wieder zurück und wandert ein wenig ziellos durch Mordor (immerhin muss ja auch das Lied zu Ende gesungen werden).
An dieser Stelle schwenkt der Film doch tatsächlich nach Minas Tirith um. Mehr davon in der nächsten Folge. Und wir können versprechen: Es wird noch besser...
Nein, ganz bestimmt nicht noch mehr davon! Zurück zur Abflughöhle