Wo wohnen denn nun die Höllengeier?

An dieser Stelle muss der Archivgeier kurz ein paar Worte an die möglicherweise verwirrten Leser des Decipher-Quellenbuchs The Two Towers richten, stehet doch in diesem Buch (auf Seite 120 des englischen Originals), dass sich der "Horst der Höllengeier" joch über Minas Morgul die "steinernen Horste" der Höllengeier befänden, direkt neben dem Turm Thrukborûn.

Der genaue Wortlaut (in der Übersetzung von Lena Falkenhagen) ist der folgende:


Der Horst der Hölle - Höllengeier und der Turm Thrukborûn

Hoch über der Stadt Minas Morgul schlafen die Flugtiere der Schwarzen Reiter in ihren steinernen Horsten, die sich eng an das höchste Felsmassiv der Schattenberge schmiegen. Mit unirdischen Schreien, die von der Großen Finsternis künden, aus der sie entstammen, fliegen die Geflügelten Unholde über das Tal und üben ihre Flugkünste, um den Nazgûl besser dienen zu können. Die Geflügelten Unholde kümmern sich um den Pass von Cirith Ungol nicht - der hat andere, tödlichere Wächter - doch sie wachen über Cirith Morgul, jenen zerklüfteten und trügerischen Pass, der über das Ephel Dúath nach Mordor führt, und über den der Schwarze Herrscher einen endlosen Strom unglücklicher Orks sendet, um die Armeen des Morgultals zu verstärken. Die Horste können über eine hohe Treppe erreicht werden, die auf der ersten Ebene von Minas Morgul ihren Ursprung hat.

Die Horste liegen neben einem großen und schrecklichen Turm, der in keiner Sprache der Menschen einen Namen besitzt, doch in der Sprache Mordors Thrukborûn ("Auge des Verfluchten") genannt wird. Dieses Gefängnis erhebt sich hoch über die Schultern des Ephel Dúath, und von ihm hat man einen klaren Blick über das ganze Morgultal. Von hier aus können Besucher sogar über den Anduin blicken, und zu mancher Stunde kann man, wenn die Sonne noch scheint und man nach Westen blickt, sogar noch Minas Tirith schwach erkennen, das hell und schön wie eine Perle auf den Schultern des Mindolluin sitzt. Doch ist diese Ansicht nicht trostvoll, denn wenn der Fein einen Mann Gondors fängt und selbst die Kerker von Barad-dûr seinen Geist nicht brechen können, sendet Sauron ihn hierher, um jene Stadt zu bewachen, die er einst liebte. Wer aus dem Fenster dieser Zitadelle auf die Stadt blickt, so wie Sauron es tut - mit Hass und Abscheu -, und wenn der Hass auf Minas Tirith seine Seele dergestalt verdorben hat, dass er den Anblick der Stadt nicht einmal mehr ertragen kann, dann täuscht Sauron Mitleid vor und entlässt den Mann Gondors wieder in seine Welt, so dass er leidvolle Rache über seine angeblichen Feinde bringen kann.

Wenige überdauerten in den Kerkern Barad-dûrs lange genug, als dass ihnen dieses Schicksal hätte zuteil werden können, und jene, die es taten und sich ihre Freilassung "verdienten", wurden schnell getötet, denn Denethor, der Truchsess Gondors, scheint zu wissen, wer in dem Turm gefangen gehalten wird und verweigert diesen verkrüppelten Seelen das freie Geleit durch sein Land. Vielleicht hat Sauron deshalb zu seinem großen Vergnügen einen eisernen Stuhl auf die höchste Zinne des Turms gestellt, auf dem in der Dunklen Sprache geschrieben steht: "Der Thron Denethors, des Truchsessen von Gondor".

Wer in Thrukborûn gefangen gehalten wird, fällt schnell in Wahnsinn. Ein Willenskraftwurf (Zw 10) ist jedes Mal nötig, wenn der Blick aus dem Fenster auf Minas Tirith fällt. Wenn der fehlschlägt, erhält man einen Punkt Verderbnis.

Neben der Zitadelle Thrukborûn steht der geschwärzte Stumpf eines Baumes, der zu dem Hang des oberen Berges gebracht und von Orks eingepflanzt worden ist. An den Baum genagelt hängt die vertrocknete Hülle König Eärnurs, der sogar noch den Wappenrock der Könige trägt. Sein Körper ist von den Ausscheidungen der Geflügelten Unholde verschmutzt, und sein abgeschlagener Kopf, dessen Stirn das Symbol des lidlosen Auges trägt, ruht in seinen Händen.


Nun, so ganz richtig ist das nicht. Natürlich gibt es noch steinerne Horste, in denen sich die Höllengeier sehr wohl fühlen, und in der Regel begeben sie sich dort hin, wenn sie sich für die Nazgûl in Bereitschaft halten oder gerade eine Wehrübung durchführen. Gerüchten zu Folge haben auch einige jener Höllengeier, die man lose als "Ersatzbank" bezeichnet, dort zusammengefunden. Aber das wahre Heim der Höllengeier befindet sich in der Heimeligen Höhle im Feurigen Berg, und sonst nirgends!

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