Während sie so sangen, verspürte der kleine Höllengeier in sich die Liebe zu den wunderbaren Schätzen, die mit so viel Mühe und Geschick geraubt worden waren, und wie durch einen Zauber entstand in ihm ein wütender, gieriger Wunsch (viel stärker als der nach einem frisch gerissenen Schaf, sagen wir einmal), der auch die Herzen der Orks erfüllte. Er sehnte sich danach, hinauszuziehen wie seine älteren Brüder und die großen Gebirge zu sehen und mit den Kiefern und in den Wasserfällen zu spielen, die Höhlen auszukundschaften (aber nur, wenn sie auch groß genug für ihn waren) und richtig frei zu fliegen statt immer nur den blöden Manöverblättern zu folgen. Er dachte an die Juwelen der Orks (von wem auch immer sie die bekommen haben mussten, denn das mit der "Botin" hatte er nicht verstanden). Plötzlich sprang am Horizont aus Richtung des Schwarzen Tores eine große Flamme auf (bestimmt hatten die zahllosen dort lagernden Orks wieder ein Lagerfeuer entzündet), und er musste an plündernde Drachen denken , die sich auf dem Heimeligen Feurigen Berg niederließen und alles in Flammen erstickten - und das, ohne dass der Alpha und (noch schlimmer) der Grobgeier da waren! Da schauderte es ihn, und sehr schnell war er wieder Junior vom Heimeligen Feurigen Berg in Mordor (kleinste Wohnhöhle).

Zitternd schlug er ein paar Mal mit den Flügeln. Gern wollte er die Lampe holen. Aber noch lieber wäre er unter diesem Vorwand nur hinausgeflogen; dann hätte er sich hinter den Weizenbierfässern des Alpha im Keller versteckt und wäre erst hervorgekommen, wenn alle Orks auf und davon waren. Plötzlich merkte er, dass die Musik und der Gesang aufgehört hatten und dass sie ihn alle anschauten mit Augen, die im Dunkeln funkelten.

"Wohin willst du, kleiner Höllengeier?", fragte Meskrith in einem Ton, der anzuzeigen schien, dass er unseres Geiers Absichten erraten hatte.

"Wie wäre es mit einem bisschen Licht?" sagte Junior entschuldigend.

"Wir lieben die Dunkelheit", antworteten die Orks. "Dunkelheit für die dunklen Geschäfte! Bis zur Dämmerung sind es noch viele Stunden. Dann schlafen wir!"

"Natürlich", sagte Junior und ließ sich mutlos fallen; das war eher dumm von ihm gewesen, wie ihr zugeben müsst, denn schließlich sind Orks Geschöpfe der Dunkelheit und sehr wohl daran gewohnt, in ihr sehen zu können. Man muss dem kleinen Höllengeier aber zu Gute halten, dass er sehr durcheinander war. Dies zeigte sich auch daran, dass er den kleinen Höllengeierhocker verfehlte und sich statt dessen auf das Kamingitter setzte, wobei er mit einem Krach den Schürhaken und die Schaufel umwarf.

"Ruhe!", zischte Khâmul, was augenblicklich half und selbst die klappernde Schaufel sofort zur Ruhe brachte. "Hört jetzt Meskriths Rede!" Und Meskrith begann: "Ringgeist Khâmul, Orks und kleiner Höllengeier! Wir haben uns in der Höhle unseres Freundes und Mitverschwörers zusammengefunden, dieses ausgezeichneten und wagemutigen Höllengeiers - möge er immer das richtige Schaf zum Fressen finden! Alles Lob seinem Wein und seinem Bier!" Er machte eine Atempause, um dem Höllengeier Gelegenheit zu einer höflichen Bemerkung zu geben. Aber seine Höflichkeit war gänzlich verloren, denn der arme Junior machte nur protestierend den Mund auf und zu. Wagemutig war er, klar - aber Mitverschwörer? War das denn illegal? Wo war der Rechtsgeier, wenn man ihn schon einmal brauchte? Und der Wein und das Bier gehörten ja eigentlich dem Alpha. Oh, oh...

Also fuhr Meskrith fort: "Wir sind zusammengekommen, um unsere Pläne, unsere Wege, unsere Mittel, unsere Politik und unsere Listen zu besprechen. Wir wollen bald, noch ehe die nächste Nacht anbricht, unsere lange Reise beginnen, eine Reise, von der einige von uns oder vielleicht sogar alle (ausgenommen natürlich unser Ratgeber, der mächtige Ringgeist Khâmul) nie mehr zurückkehren werden. Es ist ein feierlicher Augenblick. Unsere Absicht, das darf ich annehmen, ist allen wohlbekannt. Für den hochehrenwerten Höllengeier Junior, aber auch für den einen oder anderen von den jüngeren Orks (ich denke hier beispielsweise an Gâkhshara und Ashdug) erfordert unsere augenblickliche Lage einige kürzere Erläuterungen..."

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