Die Höllengeier gestrandet!

Wie sie (samt Frau Éowyn) beinahe in der Fremde festsaßen!

Geschrieben vom Geschichtengeier, Korrektur gelesen vom Gewissensgeier, genehmig vom Aphageier und mit Kommentaren versehen von Éowyn (und mit Tippfehlern von Junior)

An sich war der Plan einfach: Die Höllengeier sowie Frau Éowyn reisen inkognito nach Leeds, damit Éowyn und der Archivgeier an einer Mittelalter-Tagung teilnehmen können. Dazu gehörte ein Flug nach London-Heathrow und die Weiterreise mit dem Zug nach Leeds, und da die Höllengeier ausnahmsweise nicht auffallen wollten, hatten sie sich entscheiden, wie jedes normale, minderbemittelte Lebewesen mit Flugzeug, Zug und U-Bahn zu reisen und Air Höllengeier eine Pause zu gönnen.

All dies wäre nicht erwähnenswert gewesen (wen interessieren schon wirklich die komischen Vorlieben des Archivgeiers?), wäre da nicht die Rückreise gewesen...


Des Dramas erster Teil

Es beginnt damit, dass Éowyn und die mühsam getarnten Höllengeier, die bereits (und dies ist eine wichtige Information) gegen 13 Uhr ihre Gepäck in Paddington (dem Bahnhof) eingecheckt haben, damit sie sich noch ein paar Stunden ungehindert in London bewegen konnten (sie kamen mit dem Zug aus Leeds um 12.35 Uhr, und ihr Flug war für 20.15 Uhr angesetzt) in der U-Bahn nach London Heathrow sitzen, dem Heimatflughafen von British Airways, der Fluggesellschaft des Vertrauens der Höllengeier (da ist das Essen nämlich am besten). Wir fahren also so dahin und lesen gemeinsam in einem Comic-Strip (dem X-Men-Sammelband Poptopia - da war gerade Junior am Werk), als plötzlich der Fahrer des Zuges durchsagt, dass am Terminal 1 (von dem aus jeder brave getarnte Höllengeier zu fliegen hat) das Bodenpersonal von British Airways (ab jetzt, da der Begriff noch öfter auftauchen wird, als "BA" abgekürzt) streiken würde und alle Flüge abgesagt worden wären. Während Éowyn sofort besorgt ist, hält Junior das einstweilen für einen Scherz, zumal die U-Bahn sich gerade nur eher langsam fortbewegt, da ein Signal ausgefallen ist und der Zug hinter einem anderen her fahren muss), doch als der Fahrer beim Eintreffen am Terminal die Durchsage wiederholt (diesmal aber nur noch sagt, die Flüge seien verschieben), nimmt sich der Diskussionsgeier der Sache an und geht auf Informationssuche.

Das geht dann ganz schnell: Im Terminal 1 ist eine große Schlange, die sich eher gar nicht bewegt. Das Terminal ist, zumindest in der Hälfte, die BA zugewiesen ist, deutlich voller, als es eigentlich zu diesem Zeitpunkt, an dem der letzte Flug des Tages abgefertigt wird, sein sollte. Und es tut sich nichts. Gar nichts.

Der Diskussionsgeier ist verwirrt und berät sich mit dem Rechtsgeier. Da sie zu keiner Einigung kommen, muss der Alpha die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen. Ein Erkundungsflug zu den Abfertigungsschaltern ergibt, dass alle Schalter leer sind. Alle Schalter. Völlig leer. Ab und an erkennt man in einer Traube von Menschen einen Mann (und noch ab und anner eine Frau) mit einer gelben Jacke, die mit "British Airways" beschriftet ist. Ein Opfer! Der Diskussionsgeier wird vorgeschickt und befragt das Menschlein. Es stellt sich heraus, dass das Bodenpersonal streikt, und das unangekündigt und unangemeldet und selbst der Gewerkschaft unbekannt. Es stellt sich weiterhin heraus, dass der Flug der Höllengeier deshalb abgesagt wurde. Im Laufe der nächsten, für eine der größten Fluggesellschaften Europas erschreckend chaotisch verlaufenden, Stunden stellt sich heraus, dass das Bodenpersonal (alle 256 Leute) um 16 Uhr geschlossen die Arbeit niederlegte und - wegging. Und dass jetzt keiner weiter weiß.

Diverse Befragungen diverser Menschlein bringen die Höllengeier in den Besitz eines Handzettels, der um 18.30 Uhr erstellt wurde und nicht viel mehr aussagt, dass aufgrund eines unangekündigten Streiks alle Flüge ausfallen. Oh, halt - da ist eine Nummer, die man anrufen solle, damit man auf einen anderen Flug umgebucht werden könne. Da Éowyn zu diesem Zeitpunkt schon eher schlecht gelaunt ist (Untertreibung des Jahrzehnts), bleibt diese Aufgabe am Alpha hängen, der sie aber sofort an den Rechtsgeier überträgt. Es ist eine kostenlose Nummer (wenigstens etwas), aber man kann sie nicht vom Handy aus anrufen, sondern muss eines der Flughafentelephone nehmen. Nun ja, es gibt ja genug davon. Es hält sich zwar im Terminal 1 hartnäckig das Gerücht, die Nummer würde gar nicht funktionieren, aber das glaubt der im Grunde seines finsteren Herzens optimistische und dem Höllengeierleben stets positiv gegenüber stehende Rechtsgeier nicht. Und warum sollte er - er kommt ja durch! Er muss dafür auch nur 20 Minuten lang die Nummer immer wieder wählen (seitdem weiß er, dass bei kostenlosen 0800er-Nummern die automatische Wahlwiederholung nicht über die Vorwahl hinaus geht) und darüber hinaus weitere 20 Minuten in der Warteschleife hängen - aber er bekommt eine Umbuchung auf den nächsten Tag, 11.55 Uhr. So weit, so gut. Bleiben zwei Fragen: Woher bekommen wir jetzt ein Hotel, und wo zum Sauron ist unser (bekanntlich vor Stunden schon in Paddington eingechecktes) Gepäck?

Ersteres lässt sich ziemlich einfach klären: Wir stellen uns am Hotelbuchungsschalter des Terminals an, der wohl noch nie einen so großen Andrang gesehen hat (und sich bestimmt über die 5 Pfund Buchungsgebühr pro Buchung freut, die an diesem Tag in nie geahnten Massen fließen). Nach nur einer Stunde (die wir uns mit dem abwechselnden Herumlaufen und Einholen von Informationen vertreiben) haben uns die beiden lustigen und fröhlichen Inder, die mit jedem Kunden freundlich plauschen (und viel Spaß mit den verwirrten Norwegern direkt vor uns haben, gegen die der Verwirrgeier echt normal ist) für doch immerhin nur 137 Pfund im Crowne Plaza Hotel untergebracht. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir aufgrund der Mühen von Diskussions- und Rechtsgeier: BA erstattet uns (voraussichtlich) die Hotelkosten (zumindest bis zu einem "nachvollziehbaren" Betrag, was immer das sein mag) - meinen zumindest zwei von drei Befragten mit den gelben Jacken (der dritte ist sich wirklich nicht sicher, da er eigentlich gar nicht hier arbeite und jetzt hier nur aushelfe - aber er halte das schon für "sehr wahrscheinlich"). Was wir nicht wissen, ist, wo unser Gepäck ist. Es geht kurzzeitig das Gerücht, das bereits eingecheckte Gepäck würde wieder ausgeladen, aber von den drei Befragten glaubt keiner so richtig daran, und was mit dem Gepäck von Paddington ist, liegt jenseits aller Vorstellungskraft (der kleinen Insekten).

Das ist toll: Übernachten ohne entsprechende Kleidung und Toilettenartikel nach einem Tag anstrengender Reise und am nächsten Tag Weiterreise in der gleichen Kleidung, einschließlich Unterwäsche. Während die Höllengeier dem Heimeligen Feurigen Berg mitteilen, dass sie eher nicht Freitag Nacht zurück kämen, sondern eher (vielleicht) Samstag Mittag, bricht Frau Éowyn auf, um im flughafeneigenen Boots nach gewissen Notwendigkeiten Ausschau zu halten; kurze Zeit später kommt sie mit einer Bürste, einem Deospray und Mundwasser wieder (sie hatte sogar versucht, dem Alpha einen Einweg-Rasierkit zu beschaffen, aber die waren schon ausverkauft). Wir gehen einfach davon aus, dass ein Hotel, das 137 Pfund kostet (die 5 Pfund für die Reservierung nicht zu vergessen) zumindest über Shampoo und Duschgel verfügt. Und dass BA die Kosten dieses Einkaufs erstattet - "nachvollziehbar" sind sie ja sicherlich.

Und so tappen wir schließlich zur Haltestelle der Hotelshuttles (die den unsagbar dämlichen Namen "Hotel Hoppa" tragen, aber darauf achten wir zu diesem Zeitpunkt - es ist jetzt etwa 22 Uhr - nicht mehr wirklich). Dort erfahren wir, dass der Bus 3 Pfund pro Person kostet, was uns verstimmt, da wir eher nicht mehr so viel englisches Geld haben, da wir uns ja auch dem Heimweg wähnten. Also beschließen wir, Taxi zu fahren; das kostet zwar mehr, aber Taxis kann man in der Regel mit Kreditkarten bezahlen, und da es ja eine "nachvollziehbare" Ausgabe ist... Die Taxifahrer erzählen uns, dass eigentlich Taxis nach London fahren und nicht zu den Flughafenhotels und dass deshalb Kreditkartenzahlung automatisch mindestens 35 bis 45 Pfund (wir haben mehrere Fahrer befragt) kosten würde. Besonders freundlich sind die Leute auch nicht, was bei uns nicht so gut ankommt (der Alpha steht kurz davor, an den Geier für's Grobe zu übergeben). Eine rasche Schätzung der um uns versammelten Taxifahrer und Ordnerinnen (alle mittelschwer verstimmt, da wir als dumme Deutsche ihre brillante Ordnung stören) stuft die Kosten der Fahrt auf "acht bis zehn Pfund" ein; eine überschlägige Geldbörsenleerung ergibt einen Gesamtbetrag von nicht ganz 12 Pfund. Wir hätten doch Bus fahren sollen... Leider ist die Bushaltestelle auf der anderen Seite vom Terminal, und das geht jetzt wirklich nicht mehr. Auf der Fahrt hält uns der Taxifahrer einen Vortrag, dass wir nicht ihre Ordnung durcheinander hätten bringen dürfen und ergeht sich in hilfreichen Hinweisen, dass wir, wenn wir doch Kreditkarten hätten, damit auch Geld hätten abheben können. Mit der Frage, ob er sich denn der Gebühren eines solchen Abhebens (10 Euro) bewusst sei (wir können ihm ja schlecht sagen, dass wir schlicht und ergreifend keine Lust dazu hatten), reagiert er verwirrt. Insgesamt hat er wenig Freude an uns, und Trinkgeld bekommt er auch nicht. Im Ausgleich bemüht er sich, die "nachvollziehbare" Quittung so undeutlich wie möglich zu schreiben. Wenigstens müssen wir kein Gepäck mit uns herumschleppen (nein, es wurde natürlich nicht wieder ausgeladen), meint der Geschichtengeier in einem leicht selbstmörderischen Anfall von Humor - was ihm trotz raschen Eingreifens des Gewissensgeiers einige sehr unfreundliche Worte von Éowyn einträgt (und nur mangels Energie um 22.45 Uhr keine Tritte in die Höllengeierweichteile).

Das Crowne Plaza ist für ein Hotel dieser Preisklasse eigentlich gar nicht so gut und hat horrende Nebenkosten (insbesondere in der Zimmerbar). Immerhin hat es tatsächlich Shampoo und Duschgel für seine Gäste. Und für die sofort badende Éowyn findet sich sogar ein Bademantel (aber nur einer, d.h. der Alpha kommt zu kurz). Da das Hotelrestaurant schon geschlossen hat, lassen wir uns für 15 Pfund pro Person vom Zimmerservice je eine Pizza und eine Cola bringen; es handelt sich sicherlich um "nachvollziehbare" Kosten. Gegen Mitternacht gehen wir schlafen und harren der Dinge, die der morgige Tag bringen wird.


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