Höllengeier über Bonn

Nachdem Éowyn und die Höllengeier schon 2002 auf der Premiere des RingCon (die Schreibung "die Con" lehnen die Geier geschlossen ab - na gut, der Bibliotheksgeier ist noch in einer statistischen Auswertung begriffen, aber der Alpha hat sich durchaus schon entschieden) waren und sich gut amüsiert hatten, war natürlich auch 2003 ein erneuter Auftritt geplant. Diesmal etwas früher vorbereitet, mit einem stärkeren Pegasus-Auftritt, dazu Demo-Runden für das Rollenspiel (genau dafür hat ja der Supportbalrog "Eine neue Macht zieht herauf..." geschrieben, wenn man so darüber nachdenkt)... Ja, das würde schön werden. Später wurde das Ganze noch durch Vorträge des Archivgeiers (zu den Ortsnamen im Auenland und ihrer Übersetzung) sowie von Éowyn (zu Sprache und Kultur der Rohirrim) abgerundet, so dass man auch als Ehrengäste (und mit den entsprechenden Privilegien...) im Programm auftauchte. Die Welt war schön im Heimeligen Feurigen Horst.

Der Pegasus-Stand war angemeldet, das Zimmer im Hotel gebucht, die Vorträge vorbereitet... dann der Anruf aus Friedberg: Immerhin drei Tage vor Veranstaltungsbeginn hatte man bei Pegasus festgestellt, dass sich das Unternehmen finanziell nicht tragen würde. Ja, nun. Freude allenthalben. Hektische Telephonate, die wenigstens dem Supportbalrog und seinem Elbenkönig die Demorunden bei Aufwandsersatz bewilligten, nicht minder hektische EMail-Wechsel mit Marcel Buelles von der Deutschen Tolkien-Gesellschaft, die als Mitveranstalter auftrat (und Marcel als Verantwortlicher für die "akademische" Programmschiene eingesetzt war). Am Ende stand die Kostenübernahme für Éowyn und die Geier seitens der Veranstalter (denen wir dafür heute noch sehr dankbar sind und es bleiben werden). Also wurde kurz mit Pegasus geklärt, dass die Zimmer nicht abbestellt werden (weder für Schildmaiden, Höllengeier, Balrogs noch Elbenkönige), und am Donnerstag nachmittag ging es los.

Und das gar nicht so gut. Zwar hatten weder Pegasus noch einer der hiesig Beteiligten die Zimmer abbestellt, aber der von Pegasus über die Nichtteilnahme in Kenntnis gesetzte Veranstalter hatte dann doch die gleiche Idee. Und so standen Éowyn und die Höllengeier dann an der Rezeption eines ausgebuchten Hotels. Seufz. Der rasch herbei eilende Thorsten Stichweh (El Chefe), für diesen Teil der Planung zuständig, wusste aber Rat und konnte uns in ein für einen Radiosender reserviertes Reservezimmer unterbringen. Dafür gilt auch ihm unser Dank. Und der des Balrogs und des Elbenkönigs gleich mit, denn für die war natürlich auch kein Zimmer mehr gebucht. Zum Glück hatte eine andere Gruppe zwei Zimmer zurück gegeben, so dass sich auch dieses Problem lösen ließ. Es kam dann noch hinzu, dass zwar für Éowyn, aber nicht für den Archivgeier eine Eintrittskarte (will meinen: ein Anhänger mit großem "Ich bin wichtig"-Aufdruck) vorbereitet war, was die Veranstalter aber schnell und sehr zufriedenstellend lösten (sogar mit einem vor Ort aufgenommenen Bild). Und so konnten wir dann abends in Ruhe im Hotelrestaurant essen gehen, eine Flasche neuseeländischen Weins dazu trinken (wie passend...) und ins Bett fallen.

Der nächste Tag begann damit, dass der Supportbalrog mit seinem Elbenkönig eintraf, um Demorunden für das Der Herr der Ringe-Rollenspiel abzuhalten. Natürlich war mit den Zimmern auch die Spielfläche verschwunden (und an dem Ort, an dem sie eigentlich hätte sein sollen, hatte sich zwischenzeitlich ein anderer Händler nach Absprache mit jemandem, der gar nicht so richtig zuständig dafür war, ausgebreitet), so dass es verwirrte Geier, Schildmaiden, Balrogs und Elbenkönige gab. Dank der Hilfe von Robin Faull ließ sich aber auch dieses Problem lösen, und am Ende waren die beiden Demo-Tische hübsch in der Mitte der Vorhalle untergebracht, und als erst einmal das Banner von Pegasus-Spiele hing (sehr hübsch und thematisch passend mit dem Aufdruck "Zum tänzelnden Pegasus"), ließ sich das Ganze auch sehr gut an. Kurz danach war Éowyn zum ersten Mal mit ihrem Vortrag 'dran. Er lief sehr gut und war auch gut besucht. Es zeichnete sich schon ab, dass wir unser Geld wohl wert waren... Erst danach erfolgte die offizielle Eröffnung des Cons, bei der sich dann alle Ehrengäste auf der Bühne einfinden mussten. Der Archivgeier war sehr verwirrt, vor 3000 jubelnden Menschen zu stehen... das passiert ihm in Mordor sonst eher selten (immerhin hatte er keine Horde kreischender Mädels als Anhänger, wie dies bei Elbenschrift-Spezialist Helmut W. Pesch der Fall war). Moderator Marc B. Lee hatte zwar ab und an so seine Probleme mit den deutschen Namen, aber die Erfahrung war schon eine sehr interessante... Ansonsten taten wir uns einige der Panels an (insbesondere die mit Craig Parker und Mark Ferguson waren, wie zu erwarten war, sehr vergnüglich). Und der Archivgeier kaufte sich die Special Edition-DVD von The Two Towers ganz stolz für 50 Euro; dazu später mehr... Am Abend stellten wir in der Bar fest, dass es in diesem Jahr nur "eine Auswahl von Getränken zu verbilligten Preisen" gab. Interessant war hier, dass es letztes Jahr einen guten Whiskey für 9,50 Euro und einen Ginn Fizz für 9 Euro gab, diesmal, bei den verbilligten Preisen, ein einfacher Allerweltswhiskey 10 Euro und ein Gin Tonic 9,50 Euro kostete. Da hält man es auch als Höllengeier nicht lange aus...

Der Samstag erwies sich als anstrengender, aber auch als ertragreicher. Der Archivgeier hielt seinen durch Kopien der Landkarten aus dem Gefährten-Quellenband unterstützten Vortrag (die auf Englisch verkündete Essenz dreier Artikel, die im Palantíri-Webzine erschienen sind bzw. erscheinen werden - und später in einer griechischen Übersetzung auf der Webseite der griechischen Tolkien-Gesellschaft, aber das ist jetzt nur ein kurzer Einschub des Propagandageiers, der ein wenig angeben möchte) vor einem den Raum füllenden Publikum (einige mussten gar stehen) und musste am Ende gar sich von DTG-Moderatorin Niníel abschneiden lassen, da unbedingt der nächste Vortragende in den Raum wollte. Direkt nach dem Mittagessen ging es, nach einem Abstecher an die Spieltische (Balrog und Elbenkönig machten das sehr gut, aber das verwunderte auch keinen) ans Holen von Autogrammen. Als Ehrengäste mussten wir uns zwar eher normal in die Schlange einreihen, uns aber nicht an den nach Anmeldungsnummern sortierten Einlass halten. Also durchliefen wir im Sinne des Wortes die über den Großen Saal verteilten Tische mit den Gaststars und ließen uns brav unsere Autogramme geben. Am Ende staute es sich etwas, da es sich John Rhys-Davies nicht nehmen ließ, mit jedem "Kunden" zumindest einen Satz zu wechseln (was seine Betreuerin, Claudia Kern, schier zur Verzweifelung brachte und letztlich den nächsten Programmpunkt um eine Stunde verschob). Am aufgeregtesten war Junior (wobei ihm der Supportbalrog mit seinen Sammelkarten aber kaum nachstand): Papa Sauron war da! (Für die Nicht-Juniors unter uns: Sala Baker, der im Film Die Gefährten unter der Sauron-Rüstung steckte.) Und so hakte Junior dann mehr oder minder interesselos die anderen ab: John Leigh (Háma); Bruce Hopkins (Gamling); Nathaniel Lees (Uglúk); Lawrence Makoare (Lurtz, Hexenkönig von Angmar); Mark Ferguson (Gil-galad); Craig Parker (Haldir); John Rhys-Davies (Gimli, Stimme von Baumbart) - sie alle stehen jetzt im The Fellowship of the Ring Sourcebook des Archivgeier. Wo aber war Papa Sauron? Papa Sauron war nicht da. Papa Sauron hatte nämlich beschlossen, sich durch den Verkauf eigener Autogrammkarten ein kleines Zubrot zu verdienen. Da war Junior ganz enttäuscht, weinte bitterlich und gab seine Mitgliedschaft im Papa-Sauron-Fanclub zurück. Ein wirklich tragisches Schicksal.

Um den Kleinen wieder ein wenig aufzumuntern, nahmen wir ihn dann mit in den VIP-Raum, wo aber Papa Sauron auch nicht auftauchte. Immerhin gelang es aber Frau Éowyn, Mark Ferguson vor dem Verdursten zu retten, als dieser eine Cola trinken wollte, aber kein Flaschenöffner zu finden war ("Wozu brauche ich einen Flaschenöffner? Hier gibt's doch Löffel!"). Am Abend gab es dann wieder ein paar spannende Panels (John Rhys-Davies ist exzellent!), doch die große Samstagsparty schenkten wir uns. Statt dessen diskutierten Éowyn und der Archivgeier hitzig auf dem Zimmer, warum "Guthláf" denn nicht "Gúthláf" (oder von uns aus auch "Gúthlaf") heißt, und die Geier erklärten Éowyn im Detail alle Details ihrer neuen DVD, wohl wissend, dass sie sie sich am Sonntag Abend schon würden ansehen können, während die von Éowyn erst frühestens am Montag ankommen würde.

Am Sonntag schließlich lief uns noch vor dem Frühstück Helmut W. Pesch in die Arme; die Guthláf-Frage, direkt im Aufzug an ihn gestellt, konnte er aber auch nicht beantworten (gleiches widerfuhr später auch Thomas Honegger; es wird wohl ein "error scribendi" sein). Frau Éowyn musste schnell weg, ihren Vortrag ein zweites Mal halten (noch mehr Leute, darunter ein sehr lebensecht wirkender Théoden, der wohl einmal nachsehen kommen wollte, wie man denn so in der Öffentlichkeit sein Volk darstellte - er war zufrieden). Danach ging es wieder in den VIP-Raum, und ganz zufällig trafen wir nicht nur Robert Vogel, sondern waren auch dabei, als er ein (hoch interessantes) Interview mit John Rhys-Davies führte. Im Anschluss daran schoss der Archivgeier drei Bilder von Éowyn mit John (der sie, Gerüchten zufolge, sogar gekitzelt haben soll), und während sich der Archivgeier aufmachte, seinen Vortrag erneut zu halten, blieb Éowyn ob eines anstehenden Interviews mit Craig Parker in Roberts Nähe. Der Archivgeier hielt seinen Vortrag diesmal vor drei Leuten (von denen einer der für den Raum zuständige Techniker war, der nur aufgrund des Versprechens blieb, es würde auch ein wenig auf Wolfgang Krege geschimpft). Dies war aber auch nicht verwunderlich, da direkt zeitgleich das zweite Panel von John Rhys-Davies stattfand, und das hätte selbst der Archivgeier seinem eigenen Vortrag vorgezogen (den kann er schließlich immer hören). Etwa in der Mitte des Vortrags kam Frau Éowyn vorbei, die ein Küsschen von Craig Parker bekommen hatte, nachdem sie ihm mit einem Taschentuch weiter geholfen hatte, und die dann auch noch dem Elbenkönig ein Konterfei von Junior ins Regelheft gemalt hatte. Der Archivgeier hielt brav seinen Vortrag zu Ende, schimpfte noch ein wenig auf Krege (wie versprochen) - und dann ging es schon zurück in den VIP-Raum, auf die Abschlusszeremonie warten, wo wir natürlich wieder auf die Bühne mussten. Der Saal war wieder voll und das Erlebnis wieder sehr... erhebend. Dann war die Veranstaltung auch schon zu Ende, und wir fuhren heim. Bereits auf der Rückfahrt überlegten wir uns unsere Programmpunkte für nächstes Jahr... Es muss uns also gefallen haben (das für diejenigen, die diesen Bericht nur quer gelesen haben).

Epilog I: Die Geier werfen, kaum dass sie zu Hause sind, die erste DVD in das Abspielgerät und sind bass entsetzt, als dieses sich weigert, sie abzuspielen. Es stellt sich heraus, dass keiner der am Kauf beteiligten Geier über die Stelle "Disks produced in Germany" hinaus gelesen und somit auch keine Chance hatte, zum kleinen, aber doch wichtigen "Region 1"-Schildchen zu kommen. Im Heimeligen Horst steht ein Sharp DV-NC 65, der gar nicht so einfach freizuschalten ist; wenn sich da also jemand auskennt... (es muss ja einen Grund haben, warum es keinen Technikgeier gibt). Da aber andererseits Frau Éowyn ihre DVD noch nicht erhalten hat und ihr Abspielgerät "alles frisst", findet der Fehlkauf eine neue Heimat - und die Geier kaufen sich für 40 Euro noch einmal eine Version, die sie auch abspielen können. Seufz.

Epilog II: Am Abend des Sonntags meldet sich Frau Éowyn ganz empört und beklagt sich, der blöde Archivgeier habe die drei Bilder mit John Rhys-Davies verwackelt. Leider hat sie recht.

Epilog III: Zwei Wochen später hat Éowyn ihre DVD immer noch nicht. Am 29.11. stuft Amazon die Sendung offiziell als verloren ein und kündigt die Absendung einer neuen an. Am 01.12. ist sie dann tatsächlich auch angekommen.

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